experimentelledichtunglautpoesiekomponiertesprachege
sprochenemusik
ich bin musiker und als musiker erarbeite und spreche ich vor allem texte, die durch ihre komposition eine gewissermaßen musikalische struktur aufweisen. mein erster zugang sind die sprachklänge, ihre präzise und farbige artikulation - kehlezungelippentanz; dann die intonation, phrasierung und rhythmische gestaltung. natürlich spielt auch die wortbedeutung (falls ein textinhalt vorhanden ist) eine wichtige rolle.
ich freue mich über den kontakt zum publikum und bevorzuge offene formen, die rückfragen und austausch über das gehörte ermöglichen.
wir gehen in der regel davon aus, dass sprache inhalte vermittelt, d.h., wir denken sprache zuerst von der bedeutungsebene her. gesprochene sprache hat aber in ihrem klingen auch eine musikalische ebene, die, wenn auch nur unterschwellig, ebenfalls bedeutungstragend ist. lyrik arbeitet oft ebenso stark mit klängen (und rhythmen) wie mit inhalten. diese musik des sprechens (unter)suche ich, ihr spüre ich nach.
wenn bei gesprochener sprache die musikalische ebene in den vordergrund tritt und die inhaltliche zurück, wird das verstehen im herkömmlichen sinn schwierig. trotzdem können wir uns dieser herausforderung kaum entziehen.
was ist das? was klingt da? was sagt mir das?
seit mehr als hundert jahren gibt es eine unterströmung in der literatur- und musikgeschichte, die sprache musikalisch begreift. also: texte, explizit für sprechstimme, die musik sein wollen. diese texte stumm zu lesen, geht an der intention der komponisten vorbei. diese texte wollen gesprochen und gehört werden.
meine arbeit bietet einen vielgestaltigen höreindruck dieser welt.
meistens wurden und werden diese texte von den komponisten selbst aufgeführt. viele von ihnen sind mittlerweile gestorben oder schon sehr alt. nur gelegentlich haben sich tondokumente von ihrem vortrag erhalten. ich verstehe meine arbeit auch darin, diese faszinierende musik am leben zu halten, auf ihre aktualität zu überprüfen, verstecktes und vergessenes wiederzuentdecken und neue interpretationen auszuloten. längerfristig plane ich, in einem archiv meine arbeit zu dokumentieren.
tom johnson: über lautpoesie
"Sound Poetry and Lautgedicht is an important chapter in contemporary music,
but traditionally it has always been the poets reading their own work, and
now that the founders of this medium are dead (Schwitters, Artaud, Jandl)
and others are rather old (Heidsieck, Rühm, Schnebel, and soon me too) this
work is in danger of being lost. Fortunately, however, a few interpreters
like Hartmut Andres and Theresa Buschmann are now appearing, and they are
quite capable of bringing much of this work to life again. They deserve
support from musical and poetry producers of all sorts."
tom johnson
biographie
hartmut andres: 1982 – 88 studium der musikerziehung mit hauptfach blockflöte an der musikhochschule karlsruhe; erste kompositionen. 1983 – 87 mitglied in verschiedenen improvisationsgruppen; 1988 – 94 studium der komposition bei mathias spahlinger; zuerst in karlsruhe, dann in freiburg. seit 1994 aufführungen von kompositionen in deutschland und der schweiz; 1996 mitbegründung einer gesellschaft für neue musik am damaligen wohnort; intensive auseinandersetzung mit der präsentation und vermittlung von neuer musik; seit 1997 zunehmendes interesse am grenzbereich zwischen sprache und musik. beginn des forschenden und experimentierenden arbeitens mit der eigenen stimme; musiksprechen: erarbeiten und vortragen von lautpoesie mit den schwerpunkten john cage, kurt schwitters und jackson mac low, gerhard rühm, dada und fluxus; 2001 – 2003 veranstaltungsreihe „an eine säge denken...“ mit experimenteller literatur und lautpoesie in tübingen: soloabende zu: john cage, eugen gomringer, jackson mac low, franz mon, josef anton riedl, und kurt schwitters; seit 2003 zunehmende konzerttätigkeit als sprecher im in- und ausland; hartmut andres lebt in tübingen.
eine auswahl von projekten seit 2004 finden Sie hier.