biographien
hugo ball: geboren am 22. februar 1886 in pirmasens. nach dem abbruch einer kaufmännischen lehre holte er das abitur nach und studierte ab 1906 in münchen und heidelberg philosophie und soziologie. während der dissertation über nietzsche brach er das studium ab und ging 1910 gegen den willen seiner eltern nach berlin an die schauspielschule von max reinhardt. („kann als hilfskraft für regie, dramaturgie und verwaltungsfragen bestens empfohlen werden.“) 1911 erschien sein erstes buch im rowohlt verlag, er arbeitete als dramaturg zuerst in plauen, dann 1912-14 an den münchener kammerspielen. nach dem kriegsausbruch ging er nach berlin, war mitarbeiter und redakteur bei verschiedenen zeitschriften und beschäftigte sich mit dem revolutionären anarchismus. in berlin bekanntschaft mit richard huelsenbeck und emmy hennings, seiner späteren frau. mit ihr emmigrierte er 1915 in die schweiz. („ich bin aus deutschland weggegangen, […] weil der krieg und der ‘patriotismus’ meinen überzeugungen widersprach.“) beide verdienten ihren lebensunterhalt durch literarische zeitschriftenbeiträge und in variete-ensembles. 1916 eröffnete er in zürich das cabaret voltaire als literarisches kabarett. zusammen mit emmy hennings, hans arp, richard huelsenbeck, marcel janco und tristan tzara entstand dort mit dada eine neue kunstrichtung. 1916 trug ball im cabaret voltaire die ersten lautgedichte vor. schon 1917 zog er sich aus der dadabewegung zurück und wurde mitarbeiter dann verlagsleiter der „freien zeitung“ in bern. er veröffentlichte politische aufsätze und artikel und machte die bekanntschaft von vielen politischen emmigranten. nachdem die zeitschrift eingestellt wurde kehrten die balls 1920 nach deutschland zurück, konnten sich dort aber „nicht mehr zurechtfinden“ und gingen im selben jahr wieder in die schweiz. ball wandte sich einem streng orthodoxen katholizismus zu und studierte das byzantinische christentum. ab 1920 wohnte er im tessin, schrieb für die katholische zeitschrift „hochland“ und lernte hermann hesse kennen. er schrieb seine autobiopraphie und eine biographie seines freundes herrmann hesse. hugo ball starb am 14. september 1927 in s’abbondio im tessin.
blablabor: versteht sich als forschungsteam. gegenstand der forschung ist die sprache. untersucht wird das wort als begriff- und klangträger. als möglicher teil eines inhaltlichen und strukturellen (satz)zusammenhangs. als geschichts- und kulturtransporteur. ziel der forschung ist das beweglich machen, in schwung bringen der wörter in richtung zentrifugaler klangvielfalt.
die zwischenresultate präsentieren sich als audiokunstwerke.
blablabor sind reto friedmann und annette schmucki.
eine zusammenarbeit besteht seit 2000 auf grund gleicher absichtsgesinnung und des grossen potentials unterschiedlicher herkunft/erfahrungsbereiche.
singen und wäsche aufhängen
es gibt lieder die wir beim abwaschen hören wollen. sie sind schlicht und prägnant und vielleicht lässt sich sogar mitsingen. sie sind anwesend aber nicht besitz ergreifend. sie haben einfach ihren platz und ihr selbstverständnis neben spülmittel, nassen händen und verklebtem geschirr. sie klingen genausogut zum gläser abtrocknen oder bügeln oder wäsche aufhängen. oder bloss auf dem sofa liegen. sie klingen auch ebensogut beim wachen zuhören mit gerecktem hals und gespitzten ohren. sie haben eine oberfläche und eine tiefe. sie sind sowohl avantgarde- als auch hitverdächtig.
solche lieder will blablabor machen.
blablabor
john cage: geboren am 5.9.1912 in los angeles. komponist, dichter und bildender künstler. 1930 nach dem college-abschluß europareise, architekturstudium und musikunterricht in frankreich. 1931-37 kompositionsunterricht u.a. an der new school of social research in new york bei henry cowell und an der university of california bei arnold schönberg. intensive beschäftigung mit fernöstlicher philosophie u.a. bei daisetzu suzuki. gründet ein schlagzeugorchester. 1941 dozent für experimentelle musik am chicago institute of design. 1942 umzug nach new york wo er bekanntschaft mit mondrian, breton, duchamp und varese macht. ab 1946 musikalischer leiter der merce cunningham dance company. 1948 lehrtätigkeit am black mountain college, bekanntschaft mit josef albers und buckminster fuller. ab 1950 benutzte cage den zufall als kompositorisches verfahren, er entwickelte und benutzte ungewöhnliche und klanglich verfremdete instrumente, computer, tonbänder und baute szenische elemente in seine musikstücke ein. ab 1949 erste dichtungen, zuerst, mit hilfe von musikalischen kompositionstechniken komponierte voträge, dann auch tagebücher und groß angelegte gedichtzyklen. 1952 „4’33’’“, eine komposition in der die umgebungsgeräusche die einzigen klänge sind. entwicklung von vorformen des happenings und der concept art. 1956-58 lehrauftrag an der new school of social research in new york.
ab ca. 1970 weltweite anerkennung, zahlreiche nationale und internationale preise und auszeichnungen.
cage ist eine der prägenden gestalten des zwanzigsten jahrhunderts. er hat unser verständnis und unsere wahrnehmung von musik radikal verändert und erweitert. durch die konsequente einbeziehung von zufallsoperationen und anderen nichtintentionalen verfahren in sein komponieren, hat er unsere wahrnehmung auf die klänge selbst gerichtet, nicht auf ihre beziehungen oder die idee des komponisten. er hat entdeckt, dass „stille“ klang ist. mit seiner idee einer unbestimmten musik bietet er dem komponisten, den interpreten und den hörern eine jeweils eigene und gleichberechtigte rolle an. auch im bereich der bildenden künste und der literatur ist sein einfluss immens.
hartmut andres
jürg frey: wurde 1953 in aarau (schweiz) geboren. zunächst ausbildung als klarinettist am conservatoire de musique de genéve, dann kompositionsstudien als autodifdkt und bei urs peter schneider.
er hat mit seiner souveränen inszenierung von weiten und stillen klangräumen sowohl im elektronischen bereich als auch mit installativen arbeiten und mit instrumentalkompositionen eine eigene sprache entwickelt. seine werke sind gekennzeichnet durch eine unaufwendigkeit im musikalischen material, durch eine elementare klanglichkeit, die einhergeht mit einer präzision in den kompositorischen haltungen.
er wurde von verschiedenen renommierten instituten zu workshops, vorträgen, als visiting composer und zu porträtveranstaltungen eingeladen. für ihn wichtige orte seiner öffentlichen tätigkeit und seiner kompositorischen entwicklung waren und sind: die konzerte im kunstraum düsseldorf, die wandelweiser-in-residence-veranstaltungen in wien, die ny musik-konzerte in boras (schweden), die zusammenarbeit mit dem kölner pianisten john mcalpine, dem „bozzini quartett“ und dem „ensemble qo-2“, den gruppen „die maulwerker“ und „incidental music“, sowie die regelmässigen aufenthalte in berlin, wo in den letzten jahren viele seiner kompositionen uraufgeführt wurden.
jürg frey ist mitglied des wandelweiser komponisten ensembles, mit dem er seit mehr als 10 Jahren in europa konzertiert.
jürg frey lebt mit seiner familie in aarau (schweiz), unterrichtet klarinette und veranstaltete bis 2014 als leiter der konzertreihe moments musicaux aarau konzerte mit zeitgenössischer musik.
eugen gomringer: geboren 1925 in cachuela esperanza (bolivien). der vater ist schweizer, die mutter mestizin. 1946-50 studium der nationalökonomie und kunstgeschichte in bern und rom. schrieb bis 1951 sonette mit klassischer bild- und wortwahl. kontakt zur züricher gruppe der konkreten maler bill, graeser, loewensberg und lohse. gründet 1952 zusammen mit marcel wyss und diter rot die zeitschrift „spirale“. findet und erarbeitet eine neue form des dichtens, die konkrete poesie. 1953 als erste veröffentlichung: „konstellationen“. 1954-58 sekretär max bills an der hochschule für gestaltung in ulm. kontakt u.a. zu max bense, helmut heißenbüttel und arno schmidt. in vielen aufsäzen, vorträgen und manifesten entwickelt gomringer eine poetik der konkreten poesie. 1954-67 werbetexter und grafiker in der der schweiz. 1962-67 geschäftsführer des schweizer werkbundes. 1967-85 kulturbeauftragter der rosenthal ag in selb. gomringer gibt seine gedichte im eigenen verlag, oft in zusammenarbeit mit bildenden künstlern heraus und stellte wichtige antologien der konkreten poesie zusammen. daneben war er herausgeber und mitarbeiter in mehreren zeitschriften und publikationen. 1976 dozent, 1977-90 professor für theorie der ästhetik an der staatlichen kunstakademie in düsseldorf.
tom johnson: geboren 1939 in colorado. studium der composition und musiktheorie an der yale university. 1965/ 66 hatte er privaten kompositionsunterricht bei morton feldman. 1968 zog er nach new york. dort schrieb er von 1977 bis 1982 wöchentlich musikkritiken für das new yorker magazin „village voice“, vor allem über die aufführungen der damals aufkommenden minimal music. nach 15 jahren in new york, fand er, dass seine musik mehr in europa als in den usa gespielt wurde, also übersiedelte er nach paris, wo er seit 1983 als komponist und musiker lebt und 2 verlage betreibt. johnson schrieb kammermusik für unterschiedlichste besetzungen, orchstermusik, ein oratorium und mehrere opern, beispielsweise die „viertonoper“ (1972), die in 10 verschiedenen sprachen inszeniert worden ist, oder die „riemannoper“ (1988), die oft im deutschsprachigen raum inszeniert wurde. auf der suche nach einer kompositionsmethode die unabhängig vom komponisten existiert, entdeckte er die mathematik, die ihm seither hilft, die töne für seine musik zu finden. oft bezieht er die sprechstimme ein und lässt die interpreten erzählen was und warum sie es gerade tun. manchmal stellen sie das aber auch infrage.
hartmut andres
arthur köpcke: geboren am 26. november 1928 in hamburg, er war als künstler autodidakt und beschäftigte sich
nach 1945 hauptsächlich mit der malerei und der literatur. er zog ende 1957 nach kopenhagen und eröffnete im oktober gemeinsam mit seiner frau aase („tut“) die galerie køpcke, die, mit schwerpunkt auf fluxus und nouveau realisme, für die kommenden fünf jahre ihres bestehens, zu einem zentrum für die avantgarde-szene von dänemark wurde. dort stellten unter anderem piero manzoni, robert filliou, dieter roth, niki de saint phalle, daniel spoerri und emmett williams aus. im märz 1963 wurde sie wegen des geringen kommerziellen erfolgs geschlossen. köpcke war ab 1962 organisator und teilnehmer vieler fluxus-veranstaltungen im skandinavischen raum und nahm an vielen fluxus-festivals teil, darunter in den städten paris, düsseldorf, amsterdam. von 1972 bis 1973 war köpcke gastprofessor an der „königlichen Akademie der künste“ in kopenhagen. sein werk umfasst tafel- und rollbilder, objekte, collagen, assemblagen, fluxus-stücke und literarische arbeiten. zwischen 1963 und 1965 entstand sein schlüselwerk „reading/ work pieces-manuscript“.
arthur köpcke gehört einerseits zu den außenseitern unter den künstlern, andererseits gilt er als bedeutender anreger zeitgenössischer künste. sein umfangreiches werk ist eine collage aus literatur, malerei, objekt-, konzept- und aktionskunst. einerseits arbeitete er anti-institutionell an der auflösung des traditionellen werkcharakters, andererseits produzierte er klassische, im kunstkontext ausgestellte kunst. sein interesse lag von anbeginn in der auseinandersetzung mit wort und bild. ein ausgangspunkt für das verständnis seines empfindens sind die traumatischen erlebnisse am ende des zweiten weltkrieges. als exponent der internationalen fluxus-bewegung, die die verschmelzung von kunst und leben befürwortete, wurde köpcke protagonist und initiator des nördlichsten zentrums dieser szene. als fluxuskünstler wurde er besonders von joseph beuys („Ich denke jede Nacht / an Addi Køpcke / Joseph“) und robert filliou geschätzt. den betrachter aus seiner passiven haltung zu lösen und ihn aktiv am kunstwerk teilhaben zu lassen, sind die ziele seiner arbeiten. am 20. oktober 1977 starb er in kopenhagen.
wikipedia
jackson mac low: am 22. september 1922 in chicago geboren, dichter und komponist, der auch performancestücke für wort und musik, essays, theaterstücke und hörspiele schrieb. außerdem war er maler und trat in lesungen und konzerten selbst auf, oft zusammen mit seiner frau anne tardos. er ist der autor von 28 teilweise mehrfach aufgelegten büchern, von denen einige musikstücke enthalten. seine ausbildung erhielt er u.a. an der northwestern university music school, der university of chicago und im brooklyn college. in new york studierte er bei erich katz komposition und bei grete sultan klavier. unregelmäßig besuchte er john cages seminare über experimentelle musik an der new school for social research.
er erhielt zahlreiche preise und stipendien, unter anderem den tanning prize for poetry der academy of american poets (1999).
jackson mac low ist am 26. dezember 2004 in new york gestorben.
jackson mac low ist einer der bedeutendsten experimentellen dichter in den usa. seine arbeit war ein forschendes, lustvolles und radikales nachdenken über das medium, das unseren alltag bestimmt: sprache in ihren aspekten schrift, klang und bedeutung.
von 1954 an war er der erste, der – ermutigt durch die freundschaft mit john cage – nichtintentionale methoden für seine dichterische arbeit entwickelte. methoden die sicherstellen, dass das ergebnis nicht durch den geschmack oder die bewusste wahl des autors bestimmt ist. so übersetzte er z.b. musiknotationen in gedichte, benutzte zufallsoperationen um wörter und/oder sätze zu finden und entwickelte durchlese-methoden, um mit den buchstaben einer ursprungsreihe aus anderen (fremden) texten wörter satzteile und sätze herauszufiltern.
weniger bekannt ist seine arbeit als komponist. mit gleichen oder ähnlichen verfahren wie für seine textkompositionen schrieb er reine instrumentalmusik. ein weitreichender ansatz ist auch die von ihm entwickelte methode zur simultanaufführung seiner dichtung. dabei wird der text nicht nur gesprochen und gesungen. er wird auch als einzelne buchstaben und/oder wörter in tonhöhenverläufe für instrumente übersetzt, für die detaillierte aufführungshinweise formuliert wurden.
hartmut andres
franz mon: geboren 1926 in frankfurt/main, war nach einem studium der germanistik, geschichte und philosophie bis 1991 als lektor in einem schulbuchverlag tätig. seine poetischen arbeiten verzweigen sich seit den 50er jahren in verbale, visuelle und akustisch-artikulatorische texte. seine wichtigsten bücher sind: "artikulationen" 1959, "sehgänge" 1964, "Lesebuch" 1967/1972, "herzzero" 1968, "fallen stellen" 1981, "hören ohne aufzuhören" 1982, "Nach Omega undsoweiter" 1992. daneben treten – für ihn gleichrangig – experimentelle hörspiele, u.a. : "das gras wies wächst" 1969, "bringen um zu kommen" 1971, "Wenn einer allein im Raum ist" 1982, "von den fahrplänen braucht man nicht zu reden" 1996. (für die letztgenannten erhielt er jeweils den Karl-Sczuka-Preis.) mit seinen typogrammen und collagen hat sich franz mon an zahlreichen ausstellungen beteiligt. die publikationen "ainmal nur das alphabet gebrauchen" 1967 und "knöchel des alphabets" 1989 repräsentieren das frühe und das aktuelle stadium. ausserdem war er (mit)herausgeber von verschiedenen anthologien und zeitschriften zur modernen dichtung und konkreten poesie. franz mon lebt in frankfurt/main.
hartmut andres
otto nebel: geboren am 25. dezember 1892 in berlin. zuerst maurer dann ausbildung zum hochbaufachmann. ab 1913 schauspielunterricht bei rudolf blümner und friedrich kayssler. ein erstes engagement verhinderte der ausbruch des ersten weltkriegs. im krieg an verschiedenen fronten im einsatz. während der kriegsgefangenschaft in england entstand die expressionistische antikriegs-dichtung „zuginfeld“. 1919 zurück in berlin als maler und schriftsteller. freundschaft mit wassily kandinsky, paul klee und georg muche. schloß sich dem kreis um herwarth und nell walden an, mitarbeit in der galerie und zeitschrift „der sturm“. freundschaft mit hannah höch und kurt schwitters. am bauhaus in weimar lernte er seine frau hildegard heitmeier kennen. 1921 erste einzelausstellung im museum folkwang. 1923/24 entstand die runenfuge „unfeig“, ein großangelegtes werk, aus nur neun buchstaben gebildet. als „entarteter“ künstler emigrierte otto nebel 1933 in die schweiz. arbeits- und erwerbsverbot. er hielt sich mit unterstützung der guggenheim foundation über wasser. ab 1942 immer intensivere auseinandersetzung mit der mystik emanuel swedenborgs, in dessen „neue kirche“ er 1943 eintrat. 1943/44 begann er eine neue runenfuge „das rad der titanen“, einzelausstellung in der kunsthalle bern. ab 1951 schauspieler an den berner kammerspielen. 1952 einbürgerung in die schweiz. 1962, mit 70 jahren brach nebel zu einer großen reise nach griechenland und den vorderen orient auf. er erhielt 1965 das große verdienstkreuz der bundesrepublik deutschland und starb am 12.9.1973 in bern.
nebels konzeptuell ineinander geflochtenes gesamtwerk aus bildender kunst und dichtung wartet immer noch auf die anerkennung einer breiteren öffentlichkeit.
hartmut andres
oskar pastior: geboren 1927 in hermannstadt (sibiu) als angehöriger der deutschen minderheit in siebenbürgen (rumänien). 1945 als zwangsarbeiter in ein sowjetisches arbeitslager verschleppt. (herta müller verarbeitete die erinnerungen von pastior in ihrem roman „atemschaukel“.) nach der entlassung 1949, gelegenheitsarbeiter in hermannstadt. in abendkursen nachgeholtes abitur, dann germanistikstudium in bukarest. redakteur im staatlichen rundfunk, erste gedichte 1964 und 1966. 1968 flucht aus dem ceaucescu-rumänien über wien, münchen nach berlin, wo er als freier schriftsteller und übersetzer (velimir chlebnikov; gertrude stein; tristan tzara; charles baudelaire) bis zu seinen tod lebte.
nach seinem tod wurde entdeckt, dass pastior für den rumänischen geheimdienst als spitzel gearbeitet hatte. über das ausmaß und den wert seiner spitzeldienste gibt unterschiedliche aussagen.
pastior war u.a. mitglied der „werkstatt für potentielle literatur“, „OuLiPo“, der deutschen akademie für sprache und dichtung in darmstadt und der akademie der künste in berlin. er erhielt zahlreiche preise und auszeichnungen, zuletzt 2006 den georg-büchner-preis. er starb kurz vor der preisverleihung in frankfurt/ main.
wichtige bücher sind: „vom sichersten ins tausendste“ (1969); „gedichtgedichte“ (1973); „der krimgotische fächer“, (1978); „jalousien aufgemacht“ (1987); „kopfnuß januskopf“ (1990); „vokalisen & gimpelstifte“ (1992); „eine kleine kunstmaschine“ (1994); „gimpelschneise in die winterreise“ (1997); „o du roher Iasmin“ (2000); „villanella & pantum“ (2000);
josef anton riedl: geboren 1927 in münchen. studium bei carl orff und hermann scherchen; anregungen durch pierre schaeffer. komponierte elektroakustische musik, für traditionelle und selbstgebaute instrumente, sowie vokale und instrumentale lautgedichte. konzerte und austellungen mit selbstgebauten instrumentarien, ausstellungen mit optischen und akustischen lautgedichten. projekte für kinder, laien und körperbehinderte menschen. realisierte mit der von ihm gegründeten gruppe „MUSIK/FILM/DIA/LICHT-Galerie“ auf praktisch allen wichtigen in- und ausländischen festivals audiovisuelle environments. zusammenarbeit mit film- und theaterregisseuren (lenica, kristl, reitz/kluge; kortner, kroetz; hajek)
programmierte und organisierte veranstaltungsreihen zu neuer musik und neuem film, jazz und außereuropäischer musik in münchen und bonn. initiierte die gründung des siemens-studios für elektronische musik in münchen und wurde dessen künstlerischer leiter. vielfältige preise und auszeichnungen. josef anton riedl lebt in münchen.
hartmut andres
gerhard rühm: geboren 1930 in wien, lebt in köln und lehrte von 1972 – 95 an der hochschule für bildende künste in hamburg. studium an der staatsakademie für musik und darstellende kunst in wien (klavier und komposition), danach privat bei josef mathias hauer. 1952 erste lautgedichte. mitte der 50er jahre mitbegründer der „wiener gruppe“ (mit friedrich achleitner, h.c. artmann, konrad bayer, oswald wiener). von anfang an intermedial orientiert, entwickelte er dichtung in grenzbereichen weiter – sowohl zur bildenden kunst hin (visuelle poesie, gestische und konzeptionelle zeichnungen, fotomontagen, buchobjekte) als auch zur musik (auditive poesie als sprech- und tonbandtexte, chansons, dokumentarische melodramen, vokalensembles, konzeptionelle klavierstücke wie text-ton-transformationen). wichtige beiträge zum neuen hörspiel, zahlreiche ausstellungen, konzerte, theateraufführungen und literarische publikationen.
1976 österreichischer würdigungspreis für literatur, 1977 karl-scuka-preis, 1983 hörspielpreis der kriegsblinden, 1984 preis der stadt wien, 1991 großer österreichischer staatspreis für literatur.
hartmut andres
annette schmucki: arbeitet im bereich sprache als musik; musikstücke, installationen, performances und texte. sie studierte komposition bei cornelius schwehr und bei mathias spahlinger in freiburg i.breisgau. die komponistin erhielt zahlreiche preise und beiträge an ihr künstlerisches schaffen. ihre werke werden von namhaften ensembles und festivals wie ascolta, archipel, canto battuto, collegium novum zürich, ensemble contrechamps, lucerne festival, ensemble recherche, staatsoper berlin, tage für neue musik zürich, usine sonore, neue vocalsolisten stuttgart, wdr, wien modern, wittener tage für neue kammermusik in auftrag gegeben und uraufgeführt. blablabor (annette schmucki und reto friedmann) produziert hörstücke und ist mit seinen radioperformances im in- und ausland unterwegs. annette schmucki lebt seit 2005 mit mann und söhnen zwische bach, bahn und berg im jura bernois.
kurt schwitters: geboren 1887 in hannover. bildender künstler („ich bin maler und nagle meine bilder“) und schriftsteller („was man kaut wird brei“). als maler kam er nach akademischer ausbildung ohne weitere überleitung vom impressionismus zur abstrakten gestaltung. ab 1919 begann er, seine kunstauffassung (merzkunst) in verschiedenste kunstsparten hineinzuentwickeln. machte klebebilder, reliefs und plastiken und veröffentlichte in der gleichen zeit gedichte („an anna blume“), prosa („auguste bolte“), aktuelle artikel und theoretische texte. arbeitete als typograph und werbegestalter, so z.b. für die stadt hannover. angeregt von raoul haussmann entstand die „ursonate“, die er vielfach umarbeitete und der er immer wieder neue teile anfügte. sie ist der erste versuch, sprachklänge – abgetrennt von einem wortsinn – als musikalisches material zu betrachten und wie musik zu gestalten. er konstruierte sein atelier in hannover (merzbau) als phantastischen durch 2 stockwerke wuchernden innenbau, an dem er 10 jahre lang arbeitete, um immer wieder neue plastische und architektonische einfälle in die straffe gesamtkomposition einzugliedern. ging 1937 ins exil nach norwegen und floh 1940 vor der gestapo nach england. nach seiner internierung verbrachte er seine letzten lebensjahre in ambleside [westmoreland]. er dichtete in englischer sprache und begann im garten einen neuen merzbau. kurt schwitters starb am 8. januar 1948. schwitters bedeutung für die kunst des 20sten jahrhunderts wurde erst nach seinem tod erkannt.
hartmut andres
andreas stahl: geboren 1955 in frauenfeld, aufgewachsen in bettwiesen und bubikon. querflötenstudium am konservatorium zürich, anschliessend kompositionsstudien bei hans ulrich lehmann. tätigkeit als instrumentallehrer, komponist und konzertorganisator, danach aufbaustudium komposition bei mathias spahlinger und musiktheorie bei peter förtig und cornelius schwehr an der musikhochschule freiburg i.br. stipendiat der akademie schloss solitude, stuttgart 1995/96 und des künstlerhauses schloss wiepersdorf: mitglied der ag fabrikkomposition der roten fabrik zürich 1989 - 2001; seit 1995 dozent für musiktheorie an der hochschule der künste bern, seit 2002 professor für komposition und musiktheorie, seit 2004 leitung des studienganges bachelor musik. aufführungen an zahlreichen festivals des in- und auslandes durch nahmhafte ensembles; composer in residence am festival für zeitgen. musik in taegu (korea); portraitsendungen in rundfunkanstalten der schweiz und deutschlands. andreas stahl lebt mit seinem partner in zürich.
emmett williams: geboren 1925 in greenville (south carolina) er war ein amerikanischer dichter und perfomance-künstler und gehörte zu den begründern der fluxus-bewegung. aktionskunst, dichtung und musik formten sein gesamtwerk. er gehörte zu den initiatoren der fluxus-Bewegung, die maßgeblich die kunst nach 1945 beeinflusste. er arbeitete von 1957 bis 1959 im darmstädter kreis für konkrete poesie und der pariser domaine poétique. als 1962 george maciunas gründungs-happening von fluxus in wiesbaden stattfand, war emmett williams dabei. fluxus wollte formen des happenings und der aktionskunst, der dichtung und musik zu einem gesamtwerk vereinen und den fließenden übergang zwischen kunst und leben betonen.1966 bis 1970 war er chefredakteur der einflußreichen „something else press“, new york. seine gedichte und anthologien, vor allem zur konkreten poesie, zählen zu den wichtigsten beiträgen in diesem bereich. seine performances eigener werke sind legendär. 1990 präsident des internationalen künstlermuseums im polnischen lodz, 1996 hannah-höch-preis der berlinischen galerie für sein lebenswerk. emmett williams lebte den überwiegenden teil seines lebens in europa, zuletzt mit seiner frau, der künstlerin ann noël in berlin. emmett williams starb am 14. februar 2007 in berlin.